Reisebericht GB und Irland
Wir sind Anfang September für 7 Wochen mit unserem Steyr gut 8.200 km durch England, Schottland, Wales und Irland gefahren. Uns persönlich hat es sehr gut gefallen, die Landschaft ist super, wir hatten Glück mit dem Wetter und die Leute waren sehr nett und hilfsbereit.
Begonnen hat unsere Reise südlich von München. Die erste Zwischenstation war das Willys Treffen in Enkirch. Nach ein paar interessanten und erholsamen Tagen mit netten und aufschlussreichen Gesprächen bis spät in die Nacht, sind wir dann über Belgien und Dünkirchen in Frankreich mit der Fähre rüber nach Dover.
Ich war sehr gespannt, wie es mit dem Steyr und Linksverkehr werden wird. Außerdem gestehe ich, daß ich doch einige Vorurteile hatte. Ich kannte "Engländer" bislang nur saufend, gröhlend, bis über die Ohren tätowiert und der Rest mit Sonnenbrand bedeckt aus verschiedenen Urlaubsgebieten.
Zwischenstopp war in Oostende, wo wir allerdings schwer einen Platz zum Übernachten finden konnten. Es standen Wohnmobile an einem kleinen Parkplatz, gegenüber ein Busparkplatz. Den hatte ich gewählt. Da kam auch schon ein Schotte, der mir dringend abgeraten hatte, dort zu stehen. Er habe schon Strafe gezahlt. Ein Wohnmobil neben ihm würde heute noch wegfahren und er hält mir den Platz. Gesagt getan. Ich hab mich neben ihn einsortiert, was ich sonst ungern mache. Ken hieß er und war sehr nett. Und natürlich war er vom Steyr begeistert und von Bayern. So haben wir gleich eine Einladung zu ihm in Schottland bekommen.
Nach einer Stadtbesichtigung am nächsten Tag, sind wir dann gegen Abend noch zum Fährterminal gefahren, haben dort übernachtet (leider etwas laut und da es so heiß war, mußten wir die Fenster offen haben) und sind um 6 Uhr mit der Fähre rüber.
Da ich schon einmal Linksverkehr gefahren bin, war dann die Ausfahrt aus der Fähre nur die ersten Meter ungewohnt. Dann ging es relativ schnell. Einzig die Kreisverkehre waren etwas komisch, oder das Abiegen auf größeren Kreuzungen mit Verkehrsteilen in der Mitte oder ähnlich unübersichtliches.
Am Busparkplatz des Dover Castle haben wir dann erstmal gemütlich gefrühstückt und bei strahlendem Sonnenschein einen Blick auf Dover und das Castle genossen. Und dann kam das, was mir jeder gesagt hatte: Die Straßen sind eng.
Jawohl, die Straßen sind eng um nicht zu sagen saueng. Das Problem ist vor allem das Buschwerk. Mir ist es ein Rätsel warum, aber die schneiden das Gestrüpp nicht anständig zurück. Die Straßen sind schon so breit das man fahren kann, aber bei Gegenverkehr fährt man ständig mit dem Spiegel im Gebüsch. Ich hatte Angst, das er kaputt geht.
5.000 km konnte ich es vermeiden, dann war er hinüber. Ein dicker Ast im Gebüsch und knack, gesplittert. Ich konnte aber noch ausreichend sehen und es hat bis Nachhause gehalten. Heute ist ein Ersatzspiegel im Gepäck.
Da dieses Problem natürlich auch die örtlichen LKW Fahrer haben, gibt es hiefür eine Lösung, die ich ein paar mal gesehen habe und mir vielleicht auch anbauen werde. Die haben ganz einfach ein Edelstahlblech hinter dem Spiegel, so schlagen die Äste nicht direkt ans Spiegelgehäuse.
Im Laufe der Reise gewöhnt man sich sehr schnell an die engen Straßenverhältnisse. Während ich am ersten Tag schon etwas Sorge um mein Auto hatte, war es zum Schluss nur noch wenig, was mich nervös machte.
Wie zum Beispiel die Zufahrt zum Convy Castle (Weltkulturerbe in Wales). Man muß dort um zum Parkplatz zu kommen, quasi durch die Stadtmauer. Und das geht nur mit eingeklapptem Außenspiegel. Die Höhe ist kein Problem. Da hab ich beim Hinfahren geschwitzt.
Ich hab dann auf dem Parkplatz einen Busfahrer gefragt, ob ich mich verfahren habe und ob es eine andere Anfahrt gibt. Aber er sagte mir, nein, daß ist schon richtig so. Sie kommen gerade ohne Spiegel anklappen durch. Beim Heimfahren war ich dann auch ganz cool.
Wie auf der ganzen Reise, sind die anderen Autofahrer sehr rücksichtsvoll und warten ohne Murren, bis man sich da durchquält. Auch hier hat mich keiner angehupt.
Wir sind auf unserer Tour zunächst im Osten den Landes entlang gefahren Aufgrund der Low Emission Zone LEZ in London haben wir auf die Hauptstadt verzichtet.
Ein paar Städte die wir unter anderem angefahren haben, waren Canterburry, York, Cambridge, dann gings rauf nach Schottland, Jedburgh, Edinburgh, Glasgow, Dundee, der Route 500 folgend bis ganz nach oben John o'Groats.
Eigentlich wollten wir noch auf die Orkneys, aber ausgerechnet da, hat uns das Wetter im Stich gelassen.
Wir sind dann auf der Westseite wieder runter bis nach Liverpool, weiter nach Wales und mit der Fähre von Holyhead rüber nach Dublin/Irland. Irland haben wir einmal komplett umrundet und sind dann wieder von Dublin zurück nach Holyhead. Von dort aus gings noch weiter durch Wales und schließlich über Avebury (das schönere Stonehenge) schön langsam zurück Richtung Dover und mit der Fähre wieder zurück nach Dünkirchen.
Eigentlich wollte ich noch mehr ins Detail gehen, merke aber, daß es dann wohl ein Buch werden würde. Wir haben sehr viel erlebt, von den abgelegensten Stellplätzen, über tolle Gespräche in Pubs, von leckeren Whisky-Verkostungen bis zu Besuchen von 6 Rentnern in unserem Steyr. Selbstredend, daß wir auch sehr viele Touri-Must-See's besucht haben, wie z.B. Fountains Abbey oder Loch Ness.
Vieles war wunderschön, manches einfach nur enttäuschend (z.B. die Steinsetzungen Stonehenge/Avebury oder Gretna Green).
Ein paar Anmerkungen:
Übernachtungsplätze:
Wir waren die 7 Wochen nur 2 mal auf Campingplätzen, den Rest standen wir in Canterburry z.B. auf dem P&R Parkplatz der Stadt (Entsorgung möglich und Busshuttle in die Stadt), an Pubs, Whisky-Destillerie, Bauernhöfen, Tierpark, P&R Parkplätzen, Parkplatz am Harry-Potter-Zug oder in Schottland meistens völlig frei in der Natur. Also auf keinen Fall Mitglied im Campingclub werden. Braucht man nicht. Hilfreich ist evt. Brit-Stop-Buch, das einem Pubs etc. zeigt, die Übernachtungen akzeptieren. Kann man aber auch durch fragen rausfinden.
Gerüchte, die sagen, man kann bei Tesco Supermärkten schlafen sind falsch. Man kann dort nur max. 3 h parken. Bei der Einfahrt wird das Kennzeichen gescannt. Überzieht man, werden Strafen in unterschiedlichen Höhen fällig.
Es heißt, man darf nicht überall stehen. Ich hatte keine Problem, hab auch Schilder mit "no overnight parking" ignoriert. Nix passiert. Man sollte halt unauffällig sein. Wer dort Stühle und Tisch rausstellt, ist selbst schuld, wenn er vertrieben wird.
Tanken:
Diesel ist in GB deutlich teurer. War gut, daß ich in D vor der belgischen Grenze nochmal für € 1 die 580 l voll machen konnte. Das hat eine Zeitlang gereicht. In Irland ist es wieder günstiger, aber man muß nicht so blöd sein wie ich, und mit so leeren Tanks auf die Fähre fahren, daß man auf der steilen Auffahrt keine Leistung mehr hat und dann beim rausfahren mit 20 km/h zur Tanke rollt......(das mach ich nie wieder).
Die günstigsten Spritpreise zu unserer Zeit hatten die Supermarkt Tankstellen bei Tesco. Allerding hatte ich einmal das Problem, daß maximal 100 l kamen. Da ich total leer war, war das eine länger Aktion.
Entsorgung/Versorgung:
Wasser bekommt man bei Pubs, am Hafen, oder auch bei den Tesco Tankstellen. Ich hab immer gefragt und es war nie ein Problem. Entsorgungsmöglichkeiten hab ich auch immer gefunden. Ein Bauer hat mir einmal extra einen langen Schlauch besorgt, weil meiner nicht bis zu seiner Güllegrube reichte. Im übrigen verwende ich Ammovit.
Preise:
Eigentlich wollten wir nach Sardinien, aber als ich dann die Kursentwicklung beim Pfund gesehen habe, hab ich mich kurzfristig für GB entschieden. Daher war bis auf das Tanken (und das Bier in Irland) eigentlich alles ziemlich günstig.
Fähren hab ich immer vor Ort übers Internet gebucht. Um an günstige Preise zu kommen braucht man manchmal so 2-3 Tage Puffer um nicht gerade in den Hochpreis zu kommen.
Nervig:
Zwei Dinge haben uns genervt: Ersten das Buschwerk, daß in die Straßen wächst und zweitens, daß es oft Parkplätze gibt, die Höhenbarrieren haben. Zu unserer Zeit in der Nachsaison waren schon viele offen, aber es gab auch welche, die noch zu waren. So konnte man nichtmal einen Platz zum Mittagessen finden.
Fazit:
Es war eine tolle Reise. Ich kann es nur empfehlen. Wobei uns Schottland wirklich am Besten gefallen hat. Die Leute sind unheimlich nett und hilfsbereit. Ich kann nicht zählen, wie oft wir fotografiert wurden. Manchmal haben Autos umgedreht, nur um uns anzuquatschen. Mehrere Leute haben uns Stellplätze bei sich zuhause angeboten. Es ist hiflreich wenn man englisch spricht, dann kommt man natürlich richtig in Kontakt. Es ist toll, wenn man frei stehen kann und zum Frühstück schon die Schafe neben dem Auto grasen. Ansonsten gilt fragen und mit den Leuten sprechen. So haben wir immer gefunden was wir gesucht haben, von der Übernachtung bis zum Parkplatz für Stadtbesichtigungen.