Frage Überdruck Kühlsystem Steyr 680

Hallo an alle Steyr 680 Experten,

die letzten Monate beobachte ich an meinem Steyr Kühlwasseraustritt an den zwei Ablasshähnen (Motor und Kühler), am Überruckschlauch, am Motorwasserleitblech links sowie an den Übergängen von den Kühlerschläuchen. Ich schließe darauß, dass ich vermutlich einen (zu großen) Überdruck im Kühlsystem habe.
Weitere Symptome: ca. 4L Wasser auf 1000km, und 5L Öl auf 1000km. Kein Wasser im Öl oder umgekehrt. Temperatur konstant 80°C, mit Infrarotthermometer extern zusätzlich geprüft.

Ich fürchte daher, dass ich ein Problem mit der ZKD habe. Gibts noch andere Ideen? Kann ein etwas zu hoher Wasserstand im Kühler das Verursachen? Ich fülle meistens  das Wasser bis ca. 1 cm über Boden vom Füllstutzen?

Was ich zur Diagnose demänchst machen werde: Co2 Test, evtl. Adapter bauen um das Kühlsystem mit Druckluft zu beaufschlagen und schauen wo das Wasser austritt / wann das Überdruckventil aufmacht. 

Hat jemand von euch schon mal so ein Problem gehabt / gibt es weitere diagnostische Ideen?

Danke und liebe Grüße,

Leo

Hallo Leo
Normalerweise verbraucht der 680er an Öl ca. 1-2 Liter auf 1000km.
Alles andere ist nicht normal. Hast du auffälligen Weißrauch, der auf eine defekte ZKD hindeuten könnte?
Allein aber der Wasserverlust über die Ablasshähne wegen Überdruck ist nicht normal. Als erstes würde ich das Überdruckventil am Kühler checken, dann den CO Test machen. Das sollte Dir Aufschluss geben. Kam der Ölverbrauch plötzlich oder schleichend?
LG Jochen

Ich würde den alten Kühler auf keinen Fall mit Druckluft beaufschlagen. Eigentlich ist das ein " offenes System"

Beschreibe doch mal bitte, wann du den Steyr bekommen hast, wieviel KM er runter hatte, bevor er zu Dir kam. Etwas Historie hilft manchmal bei der Ursachenforschung. Standschäden kommen hier halt auch häufig vor.

Hi Jochen,

Es ist ein Austauschmotor aus nem Schweizer mit ca. 60k km, eingebaut mit 50k vor ca 3 Jahren. Standschäden sollte er nicht haben, da er vorher bewegt wurde. Aber genau weiß ich es nicht. Starker weißrauch würde ich verneinen, er raucht halt generell viel. Das Überdruckventil sieht äußerlich ok aus und ist gängig, ob es wirklich funktioniert kann ich ja nur mit Druck sehen. An der ZKD Stirnseite tritt seit ich den Motor habe schon immer etwas öl aus, aber wurde damals vom Motorexperten als nicht kritisch bewertet. Es ist nicht mehr geworden über die letzten Jahre. Der Ölverbrauch ist über die letzten Jahre vermutlich gleichmäßig gestiegen, aber ganz genau kann ich das nicht beschwören.
LG Leo

Markiert er denn tropfenweise sein Revier?
Leichtes schwitzen an den Motoren ist eigentlich die Regel.
Es sollte halt nicht irgendwo rauslaufen. Der hohe Ölverbrauch ist ein Zeichen, das hier etwas im argen ist. Meiner qualmt auch unter Last wie Bolle, Ölverbrauch liegt bei 2 Liter/1000.
Mach mal den CO-Test. Das wird Dir einiges zeigen.

Nein, Wasser tropft nur unmittelbar nach dem Abstellen auf den Boden. Ansonsten nur wenn er warm ist. Dann verdunstet das meiste aber auch. Man sieht allerdings die Ablagerungen vom Frostschutzmittel. Gerade an der Seite ist der ganze Motor nach nur 1000km verdreckt.

Mal sehen was die Tests ergeben

Okay, das hattest du nicht erwähnt. Also dann doch eher die Kopfdichtung oder auch die Dichtungen der Wasserdeckel vom Ölkühler, die liegen direkt seitlich am Block darunter. Da du den Schweizer Motor hast, achte beim Kauf der Dichtungen auf die Motornummer. Es gab den Motor vor Nr.1150 und nach 1150. Die unterscheiden sich. LG Jochen

Hallo Leo,

eine Zeit lang beobachtete ich auch Wasserverlust bei meine A680g und habe dann regelmäßig nachgefüllt. Dann hat er regelmäßig, das, was ihm zuviel war wieder herausgedrückt. Irgendwann mal hab ich vergessen nachzufüllen, hab dann aber auch keinen Wasserverlust mehr feststellen können, das Niveau blieb gleich.
Was fährst du aktuell für ein Öl? Nach meiner Trieblingsinstandsetzung wurde 10W40 eingefüllt. Der neue Motor hat dann mehr Öl verbraucht als ich oben einfüllen konnte. Jetzt mit 15W40 hat sich das wieder normalisiert.

Übrigens sind die Dichtungssätze für die <1150 und >1151 nahezu gleich, lediglich dieVentildeckel- und Luftansaugbrückendichtungen sind anders.

Gruß

Stefan

Danke für Euren Input bis hierher.

Nachdem ich die Woche etwas Zeit hatte, habe ich mich nochmal dem Thema angenommen und brainstorme mal:

1) Der CO2 test am Kühler war negativ, auch bei erhöter Drehzahl keine Verfärbung; -> Anscheinend kommen keine Abgase ins Kühlwasser.
2) Ich hab den Kühler mit Druckluft beaufschlagt und dabei eine kleine Undichtigkeit am Überdruckventil festgestellt, das Überdruckventil scheint aber bauartgemäß bei 0,05 Bar aufzumachen. D.h. es kann sich unter normalen Umständen kein Überdruck aufbauen. Ob die Undichtigkeit im Zuge eines Überdrucks entstanden ist weiß ich natürlich nicht. Aber meines Erachtens erklärt das Leck nicht das Ausmaß des fehlenden Wassers.
3) Aus dem offenen Öldeckel kommt minimaler (Abgas-?) Rauch, pulsierend im Motortakt. Evtl. ein Hinweis auf defekte Kolbenringe?
4) Definitiv kein Öl im Kühlwasser

Sind Wasserverlust und Ölverbrauch zwei unabhängige Symptome? Das wäre zeitlich schon ein großer Zufall. Ich hab die Kühlmittelablagerungen jetzt nochmal alle entfernt und beobachte ob, wo und wie sie wieder am Motor auftreten. Nachdem das System ja jetzt zwangsweise komplett druckfrei ist, bin ich gespannt ob zumindest jetzt alles dicht ist. An der Stirnseite des Motors tritt minimal pulsierend Öl an der ZKD aus. Undicht ist sie also auf jeden Fall, aber ist der Schaden so groß, dass Öl in den Brennraum kommt, irgendwo muss es ja hin?

Mir fällt nur noch ein die Kompression zu messen, falls es wirklich die Kolbenringe sind, bevor ich den Motor öffne.

Hat jemand Erfahrungen mit der nachgemachten ZKD von Wolf? Im blauen Forum hab ich einen Thread gefunden, der die ggf. als Mangelhaft beschreibt, weil sie an der Stirnseite nicht verstärkt ist. Aber Original Elring gibts wohl nicht mehr.

@Stefan: Ich fahr schon immer 15W40, Mineralöl von Mannol mit jährlichem Wechsel.

Gruß Leo

Hallo Leo,

die originalen Elring Dichtungen gibt es noch bei CAMO, oder bei Philip aus dem Hanfbachtal.

Wenn du schreibst, das Überdruckventil öffnet bei 0,05bar, dann ist das viel zu wenig. Im Reparaturhandbuch steht es soll bei 0,4 atü offnen, das wären ungefähr 1,3bar.

Gruß
Stefan

Hi Stefan,

Stimmt. Dann werde ich mal da Anfangen und das Ventil tauschen.

Camo hat keine mehr, hab schon angerufen.

Danke und Grüße

Leo

Hallo an alle, die das Rätsel interresiert,

Nachdem ich jetzt endlich wieder Zeit hatte, hab ich das Überdruckventil samt Dichtung getauscht. Nach kurzer (200 km) Testfahrt scheint das Kühlsystem wieder Dicht zu sein. Das Ventil öffnet auch beim richtigen Druck.

Für alle die mal ein ähnliches Problem haben sollten oder Rätsel lieben:
Als ich den Motor getauscht habe, sind mir bezüglich des Kühlsystems zwei Fehler unterlaufen: Erstens hatte ich keine original Dichtung für das Überdruckventil und ich habe es mit Dirko eingeklebt. Zweitens hatte ich vergessen passende Dichtringe am Thermostaten bei der WaPu einzubauen.
Das führte zu folgendem Fehlerbild: Direkt nach dem Umbau ist das Kühlwasser nie ganz warm geworden, sondern immer bei ca. 70 Grad geblieben, weil das Wasser auch bei geschlossenem Thermostat teilweise durch den großen Kreislauf gelaufen ist. Nachdem ich nach geraumer Zeit diesen Fehler diagnostiziert hatte und die fehlenden Dichtungen eingebaut hatte, wurde das Kühlwasser endlich 80 Grad warm und blieb da auch stabil. Allerdings entwickelt der Kühlkreislauf bei 80 Grad einen deutlich höheren Druck, insbesondere wenn etwas zu viel Wasser im Kühler ist. Normalerweise wird der wohl über das Überdruckventil begrenzt und reguliert. Da das Überdruckventil durch die fehlende Originaldichtung ca. 3 mm tiefer im Stuzen steckt, löst es erst bei ca. 2 Bar (Überschlagsweise mit Hilfe der Federkonstante berechnet) aus, anstatt des Sollwertes von 1,3 Bar. Dies führte wohl zum beobachteten Kühlwasserverlust an diversen Dichtungen. Irgendwann muss sich das Überdruckventil durch den falschen sitz dann wohl verklemmt haben und hat nicht mehr geschlossen. Ab da ist dann das Wasser einfach verdampft. Das heißt keine Austritte mehr an den Dichtungen, sondern direkter Übergang an die Umgebung. Die Kombination der beiden Fehler haben natürlich die Aufklärung erschwert, weil ich sonst vermutlich früher auf die Dichtung im Überdruckventil gekommen wäre. Zeitliche Verschleierung einer Kausalitätskette über 3 Jahre sozusagen.

Merke also, manchmal haben auch Dichtungen eine Funktion, die über das Dichten hinausgeht. Wieder was gelernt.

Was jetzt also als Symptome übrig bleibt ist der erhöhte Ölverbrauch. Ob das jetzt ein Folgeschaden vom Überdruck ist oder eine andere Ursache hat, gilt es noch zu ergründen.

Liebe Grüße Leo