Hallo Robert,
ich erkläre mir das so:
Die Sperren blockieren unterschiedliche Drehzahlen zwischen Vorder-/Hinterachse (Mitteldifferentialsperre), bzw. Rad re/li (Achsdifferentialsperre). Dazu müssen irgendwelche Zähne von Zahnrädern blockiert werden, die sich normalerweise relativ zueinander verdrehen können. Dazu müssen die Zähne richtig stehen. Tun sie das nicht, dann geht die Sperre nicht rein.
Wenn du jetzt mit dem Schalter am Armaturenbrett die Sperre "einlegst", dann betätigt der elektrische Schalter ein Magnetventil, es wird Druckluft auf den Kolben am Differential gegeben und es wird eine Kraft auf den "Riegel" gegeben, der die Zahnräder blockieren soll.
Stehen die Zahnräder "passend" zueinander, dann geht die Sperre sofort rein.
Stehen die Zahnräder "nicht passend" zueinander, dann geht die Sperre nicht sofort rein.
Das tut sie erst, wenn die sich Zähne relativ zueinander verdrehen. Das machen die Zähne erst, wenn es unterschiedliche Geschwindigkeiten vo/hi bzw. li/re gibt. Das passiert bei Geländefahrt dann, wenn ein Rad beginnt durchzudrehen oder auch bei jeder Kurvenfahrt. Wenn du nur geradeaus auf Asphalt fährst, dann rücken die Sperren nicht ein, wenn die Zähne nicht zueinander passen.
Zum Testen kannst du folgendes tun.
Fahr auf einen großen freien Platz (am besten Schotter, Sand, Erde) und "lege die Sperren mit dem Schalter ein". Wenn sie nicht reingehen, dann fahre eine Kurve in Schrittgeschwindigkeit. Nach wenigen Metern müssten die Sperren einrücken, weil man bei einer Kurvenfahrt an allen vier Rädern (und auch zwischen Vorderachse und Hinterachse) unterschiedliche Drehzahlen hat. Wenn du jetzt auf Asphalt bist, dann bekommst du sehr große Spannungen im Antriebsstrang wenn die Sperren eingerückt sind, weil alle Räder mit der gleichen Geschwindigkeit drehen wollen. Wenn du auf Schotter oder auf Sand bist, dann haben die Räder Schlupf und die Spannungen sind kleiner.
Wenn du jetzt die Sperren mit dem Schalter "rausnimmst", dann rücken sie vielleicht sofort aus. Das klappt dann wenn keine Verspannungen im Antriebsstrang sind. Wenn Verspannungen da sind (z. B. aufgrund der eben erfolgten Kurvenfahrt), dann gehen die Sperren erst wieder raus, wenn die Spannungen klein werden. Das geht durch Fahren einer Kurve in die andere Richtung, durch vorwärts/rückwärts-Wechsel oder durch Lastwechsel.
Ich sehe das mit den Sperren relativ gelassen. Wenn ich im Gelände bin, dann bin ich meist langsam unterwegs. Wenn ich dann vor einer schwierigen Stelle meine, die Sperren zu brauchen, dann fordere ich sie an mit den Schaltern am Armaturenbrett. Dann fahre ich die Passage langsam. EDIT: Wenn mein Steyr die Sperren "braucht" (weil Räder durchdrehen würden), dann gehen sie auch rein. Wenn mein Steyr die Sperren "nicht braucht" (weil kein Rad durchgedreht hat), dann gehen die Sperren eben nicht rein - auch gut.
Insofern hängt die Zeit, die es dauert bis die Sperren reingehen, davon ab wie du fährst und wie die Zähne im Differential zueinander stehen. Eine klare Aussage wie z. B. 10 Sekunden oder 5 Meter gibt es nicht.
Grüße Marcus
EDIT:
Ich hab gerade die Bedienungsanleitung (Technischer Dienstbehelf Teil1-4) noch einmal gelesen. Da steht auf Seite 100 "Ausgleichssperre(n) nicht bei bereits durchdrehendem Rad oder durchdrehendem Radpaar einschalten. Die Ausgleichssperren der Achsen dürfen nur in Geradeausfahrt verwendet werden. Nach dem einsatzbedingten Bedarf sofort wieder alle Sperren ausschalten."
Also ist meine Taktik mit dem "Anfordern" der Sperren und der langsamen Fahrt durch die Passage vielleicht nicht so gut, weil die Sperren dann unter Last einrücken.
Vielleicht wäre es besser, die Sperren bis zum vollständigen einrücken VOR dem Hindernis einzulegen...